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Balkan geht auch anders

In den letzten zwei Posts haben wir nur Positives über den Balkan verlauten lassen. Wie freundlich die Menschen sind, wie schön die Landschaft ist und wie wir immer wieder aufs Neue überrascht wurden. Überrascht, oder besser gesagt überrannt, wurden wir in den letzten Tagen erneut und zwar von der Hitze.

Als wir unsere Reise aus Pristina fortsetzen zeigt das Thermometer erneut 38°C im Schatten, aber da die Route eben beziehungsweise abschüssig ist, schaffen wir die ~100KM nach Skopje an einem Tag. Dort quartieren wir uns in einem Hostel ein, schlendern durch die Innenstadt und essen auf dem Alten Basar zu Abend. Und ja, es stimmt was man über die Skopje sagt: Die Innenstadt wurde mit viel Geld kitschig aufgemotzt und auf der Straße ist die Armut sichtbar. Und das deutlich stärker als irgendwo anders auf unserer Reise.
Grenzübergang gewohnt smooth. Man beachte den coolen Sticker
Am nächsten Morgen geht es weiter in Richtung Griechenland. Allerdings ist nach rund 30KM Ende im Gelände. Das Thermometer zeigt über 50°C in der Sonne und das bereits zum Mittag. Egal wie viel Wasser wir trinken, es scheint nicht zu reichen. Man hat ständig Durst, die Kleidung ist so nass als wäre man mit ihr schwimmen gewesen und wir finden nicht so schnell Brunnen/Supermärkte wie uns das Wasser ausgeht. Dabei hat jeder von uns drei Liter dabei. Wir halten an der Vardar und gehen schwimmen. Dabei überlegen wir, wie es weiter gehen kann, denn der Wetterbericht verspricht einen Anstieg der Temperaturen.
Selbst Kambodscha hat uns damals nicht so zugesetzt
Da wir auf der kurzen Tagesetappe an einer Autobahntankstelle vorbeigekommen sind, beschließen wir per Anhalter weiterzukommen. Wir fahren rund fünf Kilometer zurück, setzen uns an die Tanke und warten. Nach rund einer Stunde findet sich ein Sprinterfahrer, der uns bis Veles (~40KM) mitnehmen kann.
Freude, unsere erste Mitfahrgelegenheit auf der Reise
In Veles angekommen wollen wir etwas essen und die Fahrt nach Sonnenuntergang fortsetzen. Wir spazieren in das erst beste Kebaphaus und werden mit „Grüß Gott, was möchten Sie essen“ begrüßt. Der Sohn des Mannes hinterm Tresen studiert in Regensburg und seine Tochter lebt in Wuppertal. Da die zwei Kinder Deutsch als erste Sprache sprechen, hat er auch deutsch gelernt. Wir quatschen, essen, bekommen selbstgemachte Limo geschenkt und fahren weiter.
Sonnenuntergang bei Veles, Mazedonien
Nach nur wenigen Kilometern ist Rückzug angesagt, als wir auf eine Schafsherde treffen. Die Hüterhunde aus der Herde sehen uns als Bedrohung an und so stehen wir acht oder neun riesigen Hunden gegenüber. Die werfen mit Steinen und von hinten schreit bereits der Schäfer nach den Tieren. Irgendwie geht das ganz gut aus und wir stehen bleich wie Kreide neben dem Schäfer. Der gibt uns zu verstehen, dass er noch einige Herden mit Hunden auf unserem Weg hat und rät uns eindringlich eine Alternative zu suchen. Wir brechen ab, schlafen zwischen einer Autobahn und einer Eisenbahnlinie. Als in der Nacht der erste Zug an uns vorbeirauscht, hat man das Gefühl von dem Ding überfahren zu werden. Nach ein paar Stunden Schlaf stehen wir um 4 Uhr morgens auf und fahren zurück nach Veles. Dort suchen wir den Busterminal und erkundigen uns nach Bussen. Wir kommen von Veles bis nach Gevgelija, aber von dort nicht weiter. Wir müssten zurück nach Skopje und von dort den Bus nehmen, oder aber über Bitola fahren. Beides wirkt ziemlich aufwendig, zeit und kostenintensiv. Weiterhin nehmen die Busse nur Räder mit, wenn genug Platz im Gepäckraum ist. Komplett ohne einen Plan und irgendeine Vorstellung wie es weitergehen soll, sitzen wir morgens um 05:00 irgendwo in Mazedonien an einem Busterminal. Dann spricht uns erneut jemand auf Deutsch an. Er hat das Wort „München“ auf unseren Radtaschen gelesen. Kemal ist Türke (Mazedonien), hat sieben Jahre in unserer Heimat gelebt (Krieg) und ist Taxifahrer. Er bietet uns an für die Spritkosten und ein Trinkgeld nach Thessaloniki zu fahren. Boom. Wir sitzen in seinem C-Klasse Kombi. Autobahn, Grenze, Autobahn, Thessaloniki. Wie auch immer das geklappt hat.
Thessaloniki ist ziemlich teuer. So beschließen wir 40KM außerhalb der Stadt auf einem Campingplatz am Meer unterzukommen. Diese letzten 40KM kosten uns knapp sechs Stunden und über fünf Liter pro Person. Wir sind am Meer.
P.S.: Es bleibt es heiß. Bisheriger Spitzenwert: 43°C im Schatten. Wir Schlafen nun in einem Cabriolet. Ab Montag sollen die Temperaturen fallen. Zeit für Sightseeing und Weiterfahrt.
Pimp my tent