Wenn man auf Radreise ist, dann landet man früher oder später in Ländern, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte. Der Kosovo gehörte zum Beispiel bei uns zu diesen Ländern. Für viele unserer Freunde und Familienmitglieder gehört sicher auch das Land, in welchem gerade dieser Post verfasst wird, dazu. Nämlich der Iran. Warum sollte man hier auch herkommen.
Aber mal von vorne. Der Iran liegt auf der alten Seidenstraße. Diese führte damals weiter über Afghanistan nach Indien. Auch wenn an der Grenze Afghanistans heute Schluss ist, fahren die meisten Radler hier entlang. Den einen ist das große Stück Russland zu langweilig, den anderen das Visum für Aserbaidschan zu teuer und wieder andere fahren von hier aus in das berühmte Pamirgebirge oder wie wir runter nach Bandar-Abbas. In der Nacht vom 23. Auf dem 24. August überqueren wir die armenisch-iranische Grenze bei Norduz. Als wir auf dem Weg dorthin durch die Berge fahren, sind wir erleichtert im Bus und nicht auf unseren Rädern zu sitzen. Während wir Horrorgeschichten von der türkisch-iranischen Grenze gehört haben, läuft bei uns alles rund. Ausstempeln aus Armenien, Visakontrolle im Iran. Dazu ein paar Fragen der Grenzbeamten und wir sind drüben. Dennoch ist die ganze Reise mit einer Dauer von 25h nicht wirklich angenehm. Egal, irgendwann ist es geschafft und wir sind Tehran. Dort haben wir mal wieder Glück mit unserem Hostel. Im „See You in Iran“, wie auch sonst überall hier, finden sich jede Menge spannender Gäste. Aber irgendwie auch logisch, den typischen IPhone-Kreditkarten-Samsonite Backpacker (adaptiert von Heike - sind wir sonst auch) zieht es wohl an andere Orte.
Nach zwei Nächten und einem wiederhergestellten Biorythmus geht es weiter. Die nächsten Ziele sind Qom, Kashan und Yazd. Die Ausfahrt aus Tehran läuft überraschen gut. Claudia wird von einem Taxi angestubst, aber damit war es das zum Glück auch schon. Nach rund 70KM fällt uns auf, das wir mal eine Pause machen sollten. Aber weit und breit kein Schatten. Wir halten im Schatten eines LKWs der am Straßenrand steht. Nach ein paar Sekunden kriecht der Fahrer unter seinem Gefährt hervor. Er hat wohl etwas repariert. Claudia bietet ihm Feuchttücher für seine öligen Hände an. Dann zeigt der Fahrer auf unsere Räder und auf seine Ladefläche und sagt „Qom?““. Die Tatsachen das Qom unser Tagesziel ist, wir mal wieder knapp mit Wasser sind und bereits morgens aufgegeben haben, auf das Thermometer zu gucken, nehmen uns die Entscheidungen ab. Der nette Mann bringt uns noch zu einem Hotel. Am nächsten Tag verschlafen wir ein wenig und müssen noch Geld tauschen. So kommen wir erst pünktlich zur Mittagshitze aus Qom raus. Eine der anstrengsten Städte was den Verkehr angeht. Nach sechs Stunden Fahrt und ganzen 35KM halten wir den Daumen raus. Nach wenigen Minuten sammelt uns wieder ein LKW-Fahrer ein und nimmt uns mit nach Kashan.
In Kashan quartieren wir uns in einem klassischen Lehmhaus ein. Wir überlegen wie es weitergehen kann. Die letzten zwei Tage haben gezeigt, dass es für uns zu warm zum fahren ist. Da Kashan einen Bahnhof hat, beschließen wir mit der Bahn weiter nach Yazd zu fahren. Das Rad kommt für ein paar Rial im Gepäckwagen mit. Hier genießen wir jetzt erstmal den Iran ohne Rad. Gestern Abend gab es schon eine Stadtführung. In einer Mosche wollten mindestens 17 Kids ein Foto mit uns. Als wir drohten von unserer Fans erdrückt zu werden, eilte eine junge Iranerin zur Hilfe. Irgendwie haben wir uns dann mit ihr verquatscht und sie hat uns die Stadt gezeigt. Typisch Iranerin. So läuft es hier immer „Hello, how are you?“, „Where are you from?“, „Germany? Welcome to Iran“.
Wir haben wohl selten so freundliche und nette Menschen getroffen wir hier. Übrigens, das ist einer der Gründe warum es so viele Menschen hierher zieht.
Ankunft in Tehran |
Natürlich, es sind immer die Deutschen an den absurden Orten. In diesem Fall aus Leipzig, getroffen in Kashan. |
Einer der netten LKW-Fahrer. Leider das bestmögliche Foto. |
Unsere Retterin und Stadtführerin |