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Es geht weiter

In den letzten Wochen ist so viel passiert und dann wiederum auch nicht. Nach unserer Ankunft in Thailand ging es für uns weiter wie gehabt. Aufstehen, radeln, eine günstige Unterkunft suchen und dann das ganze wieder von vorne. Dazu gab es einiges an Pausen und Zwangspausen. Quasi der Urlaub vom Urlaub.
Koh Phangan Angthong National Marine Park
Das Fahrradfahren in Thailand gestaltet sich noch einfacher als in Malaysia. In manchen Provinzen (z.B. Chumphon) gibt es sogar neu ausgebaute Radwege. Der Verkehr ist, abseits der großen Straßen, gering und die Versorgungslage für Lebensmittel könnte nicht besser sein. Während wir in Malaysia die Westküste hochgefahren sind, wechseln wir in Thailand an der Ostküste. Unsere ersten Ziele sind Koh Phangan und Koh Tao. Auf Koh Phangan ist gerade absolut tote Hose. Zum einen ist Monsunzeit und es regnet ab und an. Zum Anderen ist der komplette Oktober ein Trauermonat, da ein Jahr zuvor König Bhumibol gestorben ist. Die bekannte Full Moon Party ist abgesagt, viele Hotels haben geschlossen und die Streetfood Stände sind verrammelt. Uns gefällt die Ruhe. Ein paar Tage später fahren wir mit dem Boot nach Koh Tao. Hier wird weiter entspannt und Mario macht einen Tauschein. Am Abend vor unserer Abreise geht es Claudia ziemlich schlecht. Fieber und Gliederschmerzen verheißen nichts Gutes. Wir steuern das lokale Krankenhaus an und lassen einen Denguefiebertest machen. Dieser ist natürlich positiv. Was folgt, ist für Claudia die wohl schlimmste Zeit auf unserer Reise. Sie wird direkt im Krankenhaus behalten und an den Tropf gehangen. Am nächsten Morgen geht es in Begleitung zweier Krankenschwestern auf die Insel Koh Samui, in eine richtig Klinik. Da für Denguefieber keine Therapie existiert, sind die nächsten acht Tage ein Höllenritt. Gegen das Fieber wird Paracetamol verabreicht und starke Schmerzmittel gegen den Rest. Das einzig beruhigende ist, dass bei der ersten Infektion so gut wie nie Probleme auftreten. Nach insgesamt zehn Tagen geht es Claudia wieder besser und wir können zurück nach Koh Tao fahren. Dort warten die Räder und das ganze Gepäck auf uns. Die zwei Reiseräder mit Unmengen an Gepäck wollte man nicht mit auf den Krankentransport nehmen. Komisch.
Ankunft in Bangkok
Am nächsten Morgen fahren wir zurück aufs Festland und setzen unsere Reise fort. Aber irgendwie ist die Luft raus. Der immer wieder gleiche Trott nervt uns. Die letzten Kilometer bis Bangkok überbrücken wir mit der Bahn (das klappt übrigens richtig gut in Thailand). In Bangkok selbst quartieren wir uns bei Granny Bike & Bed ein. Ein Hostel nur für Radler und eine Oase der Kommunikation. Alle Gäste haben eine spannende Geschichte zu erzählen. Viele radeln von Europa nach Asien, aber jeder hat eine andere Route gewählt und somit andere Geschichte zu erzählen. Zwei Tage später kommt Sebastian in Bangkok an.
Hey Lemmen. Vielen Dank für deinen Besuch und die tollen Tage. Es war eine wundervoll abwechslungsreiche Zeit.
Sebastian gehört zu unseren engsten Freunden und ist mehr oder minder spontan nach Bangkok geflogen. Wir lassen die Räder bei Granny stehen und brechen gemeinsam auf. Es geht mit dem Bus nach Chaing Mai, wo Claudia endlich ihr Geburtstagsgeschenk bekommt: Einen Kochkurs.
Bon Appetit
Im Anschluss geht es über Chiang Rai nach Laos. Direkt hinter der Grenze nehmen wir das Slow Boat. Zwei Tage fährt die vermutlich selbstgebaute große Nussschale über den Mekong, bis nach Luang Prabang. Zwar sind wir jetzt Teil der laotischen Tourismusmaschine, die für den Rausch junger Australier und Nordamerikaner ausgelegt ist, aber es tut einfach gut etwas ganz Anderes zu machen. An der Grenze zu Laos lernen wir noch Doreen und Gabriel kennen. Mit ihnen verbringen wir die Abende und gucken uns die Kuang Si Wasserfälle bei Lunag Prabang an. Von Dort aus fahren wir weiter nach Vang Vieng und baden in Lagunen. Über Vientiane geht es dann wieder zurück nach Bangkok. Wir verlassen Laos mit gemischten Gefühlen. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön und noch sehr oft völlig unberührt. Die Laoten sind etwas reservierter als die Thais, aber ebenso freundlich und hilfsbereit. Außerdem sprechen sie viel besser Englisch. Was uns allerdings ziemlich gestört hat ist, dass einem alle Nase nach das Geld abgenommen wird. Der Toilettengang ist nie Kostenfrei, absolut jede noch so kleine Sehenswürdigkeit kostet Eintritt und im Tuk-Tuk/Taxi zahlt man pro Kopf. In Laos, gerade in Vang Vieng, wurde über Jahre hinweg alkohol- und drogeninduzierter Partietourismus betrieben, bei dem ziemlich viele Reisende gestorben sind. Zwar hat man das ganze mittlerweile in den Griff bekommen, aber dennoch wird man vielerorts zum Exzess animiert. Das Slow Boat wird durch eine Familie betrieben, die skeptisch auf die feiernde Meute an Board blickt. Dennoch sind sie es, die einem das Bier verkaufen. Vang Vieng ist voll mit Schildern, die einen Bitten den Oberkörper zu bedecken und nicht Öffentlichkeit zu trinken. Es gibt aber keinen, der die Leute nach dem Tubing (in einem Schlauch den Fluss runterpaddeln) abholt oder den Leuten ihre Kleidung bringt. Natürlich laufen dann alle halb nakt durch die Straßen. Laos hat scharfe Antidrogengesetze, aber häufig bekommt man in einem Restaurant erst das Weed und dann die Speisekarte angeboten.
Doreen, Gabriel und Sebastian. Schön war's mit euch.
Sebastian ist nun auf dem Heimweg. Dafür haben wir gestern noch Anica, eine weiter Freundin aus Bonn, getroffen. Zufälle gibt’s. Und für uns geht es dann morgen weiter. Die nächsten Abschnitte auf unserer Reise sind geplant und wir freuen uns, wieder im Sattel sitzen zu können. Auch haben wir (eigentlich nur Mario) in den letzten drei Wochen einiges an Gewicht zugelegt. Aber natürlich nur mit Hinblick auf die bevorstehenden Etappen.
Kuang Si Falls