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Hello heißt jetzt Bye Bye

Nach Siem Reap wird Kambodscha immer ursprünglicher. Es gibt immer weniger Städte und die Dörfer werden immer kleiner. Auf der Karte lassen sich jetzt nur noch die wenigsten Orte finden. Ein tolles Gefühl endlich die Städte und das Getummel hinter sich zu lassen.
Schöne, grüne Landschaften
Das Einzige was gleich bleibt ist der Müll. Es ist nicht die Menge, sondern die Verteilung. Balkan, Türkei oder der Iran haben auch ein Müllproblem. Da liegt das Zeug aber nur am Straßenrand. Abseits der Wege ist es okay. Nicht so in Kambodscha. Hier liegt einfach überall Plastik. Da es keine Müllabfuhr oder irgendein anderes Konzept zur Entsorgung gibt, verbrennen die Leute den Kram oder schmeißen es einfach auf den Boden. Selbst vor den Häusern und in den Garküchen. Alles landet vor den Füßen. Wir versuchen unsere Trinkflaschen auffüllen zu lassen. Aber man will uns nur abgepacktes Wasser in 0.5L Flaschen verkaufen. So stehen wir eines Morgens neben einem Berg aus 18 kleinen Plastikflaschen. Was sollen wir machen? Wenn wir sie mitnehmen und irgendwo abgeben, werden sie verbrannt. Oder sie landen einfach wieder in der Umwelt. Sollen wir sie liegen lassen?
Wir treffen jetzt ziemlich häufig andere Radreisende. Wir können hier gar nicht alle verewigen.
Abgesehen von den Müllbergen ist Kambodscha aber ein herrliches Land. In jedem Dorf springen die Kinder auf und Rufen „Hello Hello“ bzw. „Bye Bye“. Hier wird man gerne mal mit Bye Bye begrüßt. Auch gut. Man freut sich jedenfalls uns zu sehen. Die Herren der Schöpfung gucken meist grimmig. Ihr Gesichtsausdruck sagt „Grrr, Fremde“. Aber sobald man ihnen zuwinkt oder sie angrinst können selbst die Männern nicht anders als sich zu freuen. Von so viel Freundlichkeit überwältigt starten wir hochmotiviert unseren ersten Zeltversuch. Wir fragen bei einer Frau und ihren zwei Söhnen, ob wir hinter ihrem Haus Zelten können. Dazu halten wir ihr unser Bilderbuch mit dem Zelt unter die Nase. Leider weiß niemand der anwesenden, was man mit dieser großen Plastiktüte machen soll. Mit ein Paar weiteren Gesten scheint es geklappt zu haben. Und wir bekommen das Okay zum schlafen. Die Wiese hinter ihrem Haus gehört aber wohl dem Nachbarn. Dieser entdeckt uns nach Einbruch der Dunkelheit. Wir versuchen zu kommunizieren, was aber komplett fehlschlägt. Wenige Minuten später steht die Polizei vor unserem Zelt. Der gute Herr kann exakt zwei Sätze in englischer Sprache. Nämlich „I am police“ und „I speak englisch“. Jedenfalls wird schnell klar, das wir hier nicht bleiben können. Claudia übernimmt geduldig die Kommunikation. Da es weit und breit kein Hotel gibt, sollen wir auf der Polizeistation zelten. Wir folgen der Polizeimofa und tatsächlich. Wir dürfen unser Zelt auf der Polizeistation errichten. Klasse, jetzt haben wir sogar eine Toilette. Voller Stolz, das nun alles geklappt hat, und nach Rücksprache mit den Kollegen sagt uns der Beamte noch „Tonight is free“. Was kostet das denn sonst?
Der gescheiterte Zeltversuch
Am nächsten Morgen werden wir von einem Chor aus 10 Männern geweckt, die ihre Nase um die Wette hochziehen und das geborgene Gut gleichmäßig auf dem Boden verteilen. Naja, umso schneller sitzen wir wieder auf dem Rad. An dem Abend finden wir auch wieder ein Hotel. Sogar ein richtig tolles, sauberes mit heißer Dusche. Das war es dann aber auch. Bis Laos liegt nun keine Unterkunft mehr auf unserem Weg. Als es am nächsten Abend dunkel wird und wir noch keine Bleibe haben, entdecken wir einen Tempel. Wir haben oft gehört, dass Reisende dort unterkommen. Aber wir hatten immer zu viel Respekt. Wir hatten Angst nicht ordentlich genug angezogen zu sein (Knie und Schultern sollten verdeckt sein) und überplump aufzutreten. Dieses Mal geht es aber nicht anders. Also steuern wir den Tempel an und fragen ob wir dort schlafen können. Und siehe da, nach kurzem Small Talk mit den Mönchen ist alles geklärt. Wir können Zelten wo wir möchten, oder einfach im Haupttempel schlafen. Klasse, war dann doch nicht so schwer und eine richtig tolle Erfahrung. Am Morgen bekommen wir sogar noch Frühstück serviert und ziehen weiter. Den letzten Abend vor der Grenze verbringen wir in einer leeren Holzhütte.
Unsere kleine Holzhütte
An der Grenze zu Laos gibt es das gleiche nervige Schauspiel wie auch in Kambodscha. Erst will man mehr Geld für das Visum als offiziell angegeben und später kommen noch Stempelgebühren oben drauf. Das Visum bekommen wir noch auf den Normalpreis gedrückt. Um die Stempelgebühr, die es eigentlich nicht gibt, kommen wir nicht drum herum. Claudia fragt den Beamten noch, was mit dem Geld passiert oder ob es für ihn privat ist. Da spricht plötzlich kein Englisch mehr. In Laos fahren wir noch 20KM bis zur Fähre nach Don Det (eine der 4000 Islands hier im Mekong) und zack ist unser Ziel erreicht.
Übersetzen nach Don Det
Hier ist es mal wieder traumhaft schön. Wir radeln über die Inseln, machen keine Kajaktour (und fallen dabei in den Mekong), bestaunen die spektakulären Wasserfälle und entsorgen 18 kleine Wasserflaschen.
Einer der unzähligen Wasserfälle bei den 4000 Islands