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Le roi est mort, vive le roi

Zu Deutsch: Der König ist tot, lang lebe der König. Laut Wikipedia wird dieser Satz verwendet um ungebrochene Kontinuität auszudrücken. Aber um das ganze jetzt aber nicht allzu dramatisch klingen zu lassen: Wir fahren weiter.

Unser initiales und großes Ziel war Süd-Ost Asien, immerhin ein ganzer Subkontinent. Dieses Ziel hätten wir bereits vor fünf Monaten mit Singapur erreicht gehabt. Allerdings stehen seitdem noch einige weitere Kilometer mehr auf dem Tacho, die wir durch Malaysia, Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam geradelt sind. Wir denken man darf dieses Ziel als erreicht betrachten. Nachdem wir Silvester mit etlichen anderen Radlern in Vietnam verbracht haben, mussten ein paar Entscheidungen her. Für die Verteidigung von Marios Dissertation, ende Januar, mussten wir so oder so nach Deutschland. Nehmen wir also die Räder mit und bleiben dort, oder radeln wir in Europa weiter? Lassen wir die Räder in Vietnam? Zu der Zeit haben wir mit vielen anderen Radreisen über das Thema gesprochen. Denn für viele sind Hanoi, Singapur, Hong Kong oder Bangkok die Endstationen auf der Europa-Asien Route. Was aber aus all den Gesprächen und Diskussionen hervorgegangen ist: Einfach zurückfliegen und wieder in sein altes Leben starten, das konnte sich keiner vorstellen. Wir auch noch nicht.
Hallo Hanoi
Um uns ein wenig Luft zu verschaffen und zur besseren Vorbereitung auf die Verteidigung mieten wir uns eine Wohnung in Hanoi. Dort beginnen wir Pläne zu schmieden und landen bei China. Ein großes Land, in dem man sicher viel Zeit verbringen kann und dazu noch die chinesische Küche. Ein paar Tage später stehen wir in der chinesischen Botschaft in Hanoi, füllen die Anträge aus und legen alle geforderten Unterlagen bei. Wir sollen am nächsten Tag wiederkommen um zu erfahren wie es weitergeht. 24 Stunden später die ernüchternde Info „Your application will not be processed“. Aha, und warum? Auf diese Frage gibt es keine Antwort. Unser Antrag ist nicht mal offiziell abgelehnt worden. Nun gut, wir haben ja noch ein Ass im Ärmel und können es Ende Januar in Deutschland probieren. Da wir jetzt nicht in China sind, ist wohl auch aus diesem Antrag nichts geworden. In Deutschland haben wir jeden Tag einen Anruf erhalten, in dem man uns nach immer mehr Informationen gefragt hat. Kontoauszügen der letzten 12 Monate, einen tageweisen Bericht unserer bisherigen Reise. Die Liste kann man beliebig lange fortführen. Und das, obwohl wir es extra über ein Visaagentur versucht haben.
Silvester in Hanoi mit neuen und bekannte Gesichtern
Somit droht unser neuntägiger Aufenthalt in Deutschland mit einem akademischen Titel und einem großen Fragezeichen bezüglich der Reisepläne zu enden. Was gibt es denn sonst noch so, wo kann man noch Rad fahren? Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, nach Südamerika durchzustarten. Ab nach Kolumbien und von dort aus immer südwärts gen Ushuaia. Ans Ende der Welt. Aber ein teurer Flug und ein Minimum von 15.000KM per Pedal schrecken uns ab. Südamerika scheint ein Kapitel für sich selbst zu sein. Afrika und Australien sind auch raus. Zu heiß und zu flach. Am letzten Abend in Deutschland entscheiden wir uns und buchen einen Flug ab Hanoi.
Kurze Pause in Deutschland
Und jetzt? Wir sind seit fünf Tagen in Neuseeland. Wir haben einen bezahlbaren Flug über Taipei und Brisbane nach Auckland bekommen. Dort landen wir abends völlig erschöpft und entnervt nach knapp 20 Stunden Reisezeit. Während der ganzen Sicherheitskontrollen hat man uns unsere Zeltheringe und unsere Benzinflasche abgenommen. Wir hatten unser Zelt im Handgepäck und vergessen die Heringe umzupacken. Okay, unser Fehler. Aber die geleert und gesäuberte Benzinflache hätte keine Probleme machen sollen. Der Benzingeruch allein hat wohl gereicht. Beides musste in Brisbane bleiben. In Hanoi und Tapei hat sich keiner dafür interessiert. In Auckland haben wir für die ersten zwei Nächte ein AirBnB gemietet und unser Host ist so freundlich uns samt der Räder mit seinem Kombi vom Flughafen abzuholen. Am nächsten Tag bauen wir unsere Räder zusammen und besorgen neue Heringe und eine neue Benzinflache. Der Trick ist wohl die Flasche mit Cola oder O-Saft zu spülen. Das nimmt den Geruch.

Erste Eindrücke aus Neuseeland
Hier in Neuseeland ist alles erst mal ungewohnt. Alles ist ordentlich, keiner hupt, man kann mit den Menschen kommunizieren, die Luft ist sauber und es regnet. Und es regnet und regnet. Nach fünf Tagen Regen ist alles durchnässt. Dazu kommt, das Claudias Knie schmerzen. Die paar Wochen faullenzen machen nun bemerkbar. So beziehen wir für zwei Nächte einen Bungalow auf einem Campingplatz. Jetzt gerade ist es trocken und wir hoffen dass es mal ein paar Tage so bleibt. Schließlich wollen wir es bis ganz nach unten in den Süden schaffen. Wenn uns nicht vorher das Geld in diesem schönen aber doch teuren Land ausgeht.