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Radreisen wie es sein sollte

Als wir vor knapp einem Jahr auf das Rad gestiegen sind, haben wir uns das so vorgestellt. Wir Fahren täglich Rad und finden abends einen wunderschönen Zeltplatz. Im Idealfall auf einer Lichtung, an einem See oder gemütlich im Wald. Wir kochen uns unser Essen auf unserem tollen Benzinkocher, genießen Wein zum Abendbrot und wenn wir mal eine Dusche brauchen, dann bekommen wir diese über Warmshowers, einem Netzwerk für Radreisende.
Neuseeland wie es sein sollte
Das klappt absolut nie. Häufig haben wir neben Straßen geschlafen, instant Nudeln ins Wasser geworfen und Warmshowers hat so schlecht in Europa funktioniert, dass wir es drangegeben haben. Hier ist aber nun mal wieder alles anders. Wir zelten regelmäßig an schönen Orten und dürfen regelmäßig die Gastfreundschaft der Warshower Hosts genießen. Bisher wurden wir jedes mal zum Essen eingeladen, durften unsere Wäsche waschen und so lange bleiben wie wir wollten. Neulich waren wir bei Tricia und Rob zu Gast. Die zwei haben ihr Leben als wandernde Schafshirten verbracht und haben sich nun in Nelson niedergelassen. Die zwei sind immer unterwegs. Mit dem Rad, mit dem Kayak oder zu Fuß auf einer Wanderung. Wenn sie gerade daheim sind, laden sie Radler zu sich ein und ziehen das volle Touriprogramm durch. So auch bei uns.
Unser Kayaktrip zu den Robben. Die Kamera musste leider an Land bleiben
Kaum sind wir angekommen gibt es erstmal ein Bier und eine Dusche. Danach geht es zu Robs Bruder. Der braut selber Craftbier (das wirklich einzige auf gesamten Welt, was uns bisher geschmeckt hat), brennt Schnapps und genießt mit seiner Frau das Leben auf einer Olivenplantage. Honig macht er nebenbei auch noch. Der ist hier übrigens so viel Wert wie flüssiges Gold. Im Anschluss gibt es geröstetes Gemüse aus eigenem Anbau und Steak. Ja, nett – sollen wir dann den Abwasch machen? Tricia und Rob schlagen vor, das wir noch eine Nacht bleiben. Sie wollen uns am nächsten Tag noch was zeigen.
Aussichten von Claudias Wanderung mit Rob.
Gerne, Pausetage mit Vollpension sind selten. Am nächsten morgen geht es ab ans Meer. Tricia und Mario fahren mit dem Kayak Robben bestaunen, während Claudia und Rob wandern gehen. Wir treffen uns zur Mittagszeit am Zipfel der Küste und essen gemeinsam Sandwiches. Danach Paddeln wir zwei zurück zum Startpunkt, während Tricia und Rob zurück wandern. Zum Finale gibt es noch Fish & Chips, plus Bier. Am liebsten würden die zwei uns noch mehr zeigen und wir noch länger bleiben. Aber unsere Visa sind leider nicht ewig gültig und uns droht die Zeit davon zulaufen.
Good Bye. Es war eine wundervolle Zeit
Einen Tag Später treffen wir noch irgendwo im Nirgendwo ein kanadisches Pärchen auf dem Rad wieder. Die zwei haben wir damals in Chang Mai, Thailand beim Kochkurs kennengelernt. Auf einmal brummelte ein bärtiger Typ hinter uns „You are the Monsterbiketour guy, hee?!“. In der gleichen Nacht müssen wir noch unser Zelt umziehen. Es regnet so stark das wir fast weggespült werden und das Wasser beinahe in unser Zelt läuft. Aber irgendwie dauert der Umzug nur fünf Minuten und wir schlafen einfach weiter. Routine?
"Fahrradfahren"
Was folgt sind die mit Abstand härtesten Tage unserer gesamten Reise. Auf Empfehlung von anderen Radlern entscheiden wir uns den Rainbow Trail zu fahren, zwischen Sankt Arnaud und Hanmer Springs. 120KM, nur Geröll und 1300HM. Wir starten bei super Wetter. Keine Wolken und nicht zu heiß. Kaum biegen wir 8KM später auf den Trail, haben wir plötzlich Gegenwind wie nie zuvor. Ein paar Kilometer später endet die Straße und wir fahren nur noch Waschbrettpiste. Der Wind bringt, wie sollte es auch anders sein, Regen mit sich und da wir uns zudem immer weiter den Berg hoch quälen, sinkt auch die Temperatur. Bei 5°C schieben wir unsere Räder durch Bäche, da es keine Brücken gibt. Wir sind vollkommen im Arsch. Während der gesamten Zeit haben wir ein Auto, einen LKW und vier Reiter gesehen. Das ist aber bereits Stunden her. Wir quälen uns die letzten Kilometer zu einer Schutzhütte, in der wir schlafen wollen. Dort angekommen gucken wir nicht schlecht. Wir werden von zwei australischen Radlern und einem deutsch-niederländischen Pärchen in Empfang genommen. Alle haben sich, wie wir auch, in die Hütte gerettet. Uns geht es das Herz auf – der Australier macht bereits den Kamin an und wir können endlich was Warmes anziehen. Die Hütte hat sogar sechs Betten mit Matratzen. Besser als manches Hostel. Die Australier waren selbst bereits 1.5 Jahre mit dem Rad unterwegs. Das andere Pärchen betreibt ein Hostel und zieht gerade um, an die Golden Bay. Mit ihrem Pferden. Also mit und auf ihren Pferden. Wieso auch nicht. So gibt es viel zu erzählen.
Unsere neue Lieblingshütte
Nach einer wunderbar warmen Nacht in der Hütte, draußen hat es gefroren, können wir unseren Augen nicht trauen. Das Wetter hat sich mal wider komplett gewandelt. Strahlender Sonnenschein, keine Wolke, kein Wind. Wir haben noch 400HM und dann geht es wieder ins Tal. Hart bleibt es dennoch und der Gegenwind kommt wieder. Aber in Hanmer Springs gönnen wir uns gerade zwei Tage in einem Hostel und genießen die Thermalquellen. Eine Wohltat für die Knochen. Morgen geht es weiter in Richtung Westküste. Auf dem Weg dorthin haben wir uns bereits wieder mit Warmshower Hosts verabredet.
Der Morgen danach. Neuseeland wie es sein sollte